ZEIT:  EINE DIMENSION DES BEWUSSTSEINS ODER DER WIRKLICHKEIT ?
Kurt Dressler (Network Annual Gathering, 18. Juli 1999)

Mancherlei Erfahrungen, Experimente und Beobachtungen deuten an, dass es vielleicht am besten ist, Zeit aufzufassen
(1) Direkte Erfahrungen des Einsseins mit allumfassender Gegenwart (in ausserordentlichen Bewusstseinszuständen), (2) Beobachtungen von Zeitumkehr (Wirkung vor der Ursache) in der Parapsychologie, (3) Zeit-transzendierende Aspekte von Quanteneffekten (zeit-rückläufige Wellen, zeitliche Ganzheitlichkeit):  -  Diese und andere Erfahrungen deuten auf einen ganz-heitlichen, nichtlokalen zeitlosen 'Hintergrund', der sich hinter der äusseren Realität verborgen hält.

Etliche Bemerkungen, die in diese Richtung deuten, sind bereits an dieser Tagung geäussert worden. In seinem Eröffnungsvortrag sagte BRIAN SNELLGROVE: 'Die Zeit ist erfunden worden um zu stoppen, dass alles gleichzeitig geschieht,'  und  'wir rutschen aus Zeitlosigkeit in die Zeit.'  PETER FENWICK zitierte CHRIS CLARKEs Spruch: 'Zeit? - So was gibt es nicht!'   Chris Clarke zitierte Heidegger: 'Es gibt nur ein Ereignis,'  (nicht eine Kette von Ereignissen). HORACE REGNART  formulierte: 'Alle Zeiten sind eine Einheit.'

ERLEBTE ZEIT IST EINGEBETTET IN ZEITUEBERGREIFENDE GANZHEIT
Unser normaler Wachbewusstseinszustand teilt die Wirklichkeit auf in eine Kette von Augenblicken, die in zeitlicher Folge ausgebreitet werden. Das ist unsere normale Zeiterfahrung.

In mystischen Einheitszuständen hingegen ist es, wie wenn getrennte Zeiten in ungeteilte Allgegenwart vereinigt wären: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft offenbarenb sich als ungeteiltes Ganzes. Dies scheint die tiefste und absolut überzeugendste Erfahrung von Wirklichkeit zu sein, deren das menschliche Bewusstsein fähig ist.
Jene, denen die Gnade eines solchen heiligen, ganzheitlichen Augenblicks, einer direkten Erfahrung unmittelbarer Einung mit dem Urgrund des Seins zugefallen ist, bezeugen überein-stimmend die Wahrheit der ungetrennte Einheit und All-Gegenwart aller Zeiten und alles Seins. Was vor unserem normalen Wachbewusstsein in zeitlicher Folge abläuft, offenbart sich in Wahrheit als zutiefst verflochten und ungetrennt.

'Ehe Abraham war, bin ich.'                                 (Joh. 8: 58)
AMRIT SORLI, der sich von der Teilnahme an diesem Treffen leider entschuldigen musste, stellte mir seien Beitrag zu, in welchem er 'einen praktizierbaren Weg zu einem nicht-dualistischen Bewusstseinszustand'  beschreibt, in welchem 'das Subjekt (das Erfahrende) und das Objekt (das Erfahrene) eins werden'  und in welchem 'Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nicht als physische Realität existieren sondern lediglich als rationaler Teil der Wahrnehmung.'    (Amrit Sorly: Verborgene Logik des Zen und Nicht-dualistisches Vorgehen in der Psychotherapie)

BEISPIELE VON ZEIT-UMKEHR:   WENN DIE 'WIRKUNG' VOR DER 'URSACHE' KOMMT
1)  Der amerikanische Arzt Larry Dossey hat seine Studien über die Wirkung von Gebet auf den Heilungsprozess in Bestsellern wie Healing Words (Harper 1993) und Prayer is Good Medicine (Harper 1996) veröffentlicht. Dabei hat er auch Fälle studiert, in welchen die heilende Wirkung dem Gebet vorausging, und er zitiert: 'Bevor sie rufen, werde ich antworten' (Jesaia 65:24).
Beachte:  Sollte ich den kritischen Zeitpunkt verpasst haben, kann auch nachträgliches Gebet helfen - insbesondere, wenn mir der Ausgang des kritischen Ereignisses noch nicht bekannt ist.   (Vergl. ANNE MILLER's Beitrag unter 'PERSONAL EXPERIENCE' in dieser Ausgabe von Network.)
 
2) In mentalen, 'telepathischen' Informationsübertragungen von Mensch zu Mensch sind Beispiele bekannt und belegt, in welchen der Empfang der Information deren Sendung vorausgegangen war. In der Praxis kann dies z.B. so aussehen: Nach dem Zufallsprinzip wird aus hunderten von Bildern eines ausgewählt, auf das sich dann ein Mensch etwa eine halbe Stunde lang ruhig konzentriert, während ein anderer Mensch an entferntem Ort sich ebenfalls konzentriert, das Bild im Geiste zu sehen beginnt und es auf ein Blatt Papier zeichnet. Später erfährt die Empfängerin, dass sie das richtige Bild gezeichnet hat bevor dieses von der Zufallsmaschine ausgewählt und vom 'Sender' angesehen worden ist. Natürlich werden solche Experimente unter strengen Kontrollen durchgeführt, die Betrug durch "Zaubertricks" ausschliessen.
3) In der Vergangenheit gespeicherte aber noch nicht bewusst zur Kenntnis genommene Daten sind mental veränderbar. In zahlreichen Experimenten werden z.B. lange Reihen von mathematisch sauber definierten sogenannten Zufallszahlen erzeugt und gespeichert, ohne sie vorerst anzusehen. Später werden sie durch mentale Anstrengung, sei es durch Mensch oder Tier, beeinflusst, worauf nach strengen Kriterien feststellbar ist, dass sie nicht mehr Zufallszahlen sind. Die spätere Einflussnahme scheint zurück zu wirken auf in der Vergangenheit Liegendes. Wir können aber auch die Deutung wählen, dass die zeitliche Folge dieser Ereignisse (Erzeugung der Zahlen, deren Speicherung, nachträgliche Verwendung und Veränderung durch mentale Konzentration) eine ungetrennte Ganzheit darstellt. Erst das bewusste Zurkenntnisnehmen bricht die Ganzheit. Die Vergangenheit ist insofern offen, als sie noch nicht wahrgenommen worden ist (Siehe z.B. Larry Dossey, oben zitiert, oder Dean Radin: The Conscious Universe, San Francisco 1997).
Ein typisches praktisches Beispiel eines Versuchs dieser Art ist das berühmte

KUEKEN-  UND ROBOTER-EXPERIMENT,
das von Peter Fenwick in NETWORK (December 1996) rapportiert worden ist. Network-Mitglieder kennen es so gut, dass ich mich hier auf eine Kurzfassung  beschränken kann.
In einem Areal, in welchem Küken aus Eiern schlüpfen, wandert ein von einem Zufallscode ferngesteuerter kleiner Roboter umher. Die Küken adoptieren diesen als ihre 'Mutter' und scharen sich um ihn auf seinem Zufallsweg. Nach drei Tagen werden alle Küken entfernt bis auf eines, das mitten im Areal in einen kleinen Käfig gesetzt wird, aus dem es den Roboter sehen kann. Das Küken möchte den Roboter sehnlichst in seine Nähe ziehen. Dieser wandert nun nicht mehr auf einem strengen Zufallsweg weiter, sondern macht mehr Schritte, die ihn näher zum Küken führen als solche, die ihn weiter weg führen.
In einem nächsten Experiment erzeugt und speichert man den Zufallscode, ohne ihn anzusehen, sechs Monate bevor man ihn zur Steuerung des Roboters im Areal, in welchem Küken ausschlüpfen, einsetzt. Das Resultat ist wiederum das selbe: Unter dem Einfluss des Kükens weicht der Roboter von einem strengen Zufallsweg ab. Nun erst inspiziert man den zur Steuerung des Roboters eingesetzten Code sowie einen ebenfalls vor sechs Monaten gespeicherten Kontrollcode und findet, dass der verwendete Code eine von strengem Zufall abweichende Struktur aufweist, der Kontrollcode hingegen nicht.
Soweit das Experiment. Nun zu den möglichen Interpretationen und Schlussfolgerungen.

INTERPRETATION A   
Mit seiner emotionalen Konzentration wirkte das Küken zurück in die Vergangenheit um die Erzeugung desjenigen Teils des Zufallscodes, der sechs Monate später zur Steuerung des Roboters eingesetzt würde, zu stören, während es die Erzeugung des später als Kontrolle zu verwendenden Codes ungestört geschehen liess. Es ist, als ob der Computer unter dem Einfluss des sechs Monate später schlüpfenden Kükens gestanden wäre; also Zeitumkehr zwischen der Wirkung (Erzeugung des anomalen Zufallscodes) und deren Ursache (emotionale Konzentration des Kükens).

INTERPRETATION B
Die Wirkung der geistigen Konzentration des Kükens wäre stark genug, um den Code oder die Bewegungsrichtung des Roboters zu beeinflussen, selbst wenn der Code vor seiner Verwendung inspiziert und als perfekter Zufallscode befunden worden wäre. Das wäre ein Beispiel für starke Kopplung zwischen Geist und Materie, welche zu ihrer Erklärung keiner Zeitanomalie bedarf.

INTERPRETATION C
Das Küken, der Roboter, und der Computer, der den Zufallscode erzeugt, sind eins geworden. Bevor das Bewusstsein des Kükens und des Versuchsleiters in Erscheinung tritt, macht es keinen Sinn, von zeitlich getrennten Ereignissen zu sprechen. Die ganze sechsmonatige  Zeitspanne (Erzeugung, Speicherung und Verwendung des Zufallscodes, Bewegung des Roboters und intensiver Wunsch des Kükens) stellt eine ungebrochene Ganzheit dar. Während dieser ganzen Zeitperiode macht es keinen Sinn, sich einen bereits festgelegten Zufallscode vorzustellen. Der Code manifestiert sich erst in definitiver Form, wenn er in einem bewussten Akt befragt wird. Dies ist die ganzheitliche Weltsicht. Zeitliche Trennungen von Ereignissen werden erzeugt, wenn Bewusstsein das Ganze in zeitliche Folgen aufteilt. Küken, Roboter, Zufallscode und Computer sind zeitüberbrückend eins; der Code ist offen, sich so oder so zu manifestieren, bis ein ihn wahrnehmendes oder ihn beeinflussendes Bewusstsein in Aktion tritt.
Erfahrungen dieser Art sowie Experimente in der Atomphysik und Relativitätsphysik zeigen, dass die Wirklichkeit Eigenschaften besitzt, die normaler Logik und gewohntem Verstand widersprechen. Sie widersprechen auch unserer Intuition, weil diese sich schliesslich auf dem Boden von Logik und Verstand entwickelt hat.

ENTSTEHT ZEIT IN UNSEREM BEWUSSTSEIN ?
In seinem wahren Wesen scheint die Wirklichkeit nur ungebrochene Ganzheit und All-gegenwart zu kennen. Unserem Bewusstsein zeigt sie sich in zeitlicher Abfolge.

PHYSIKALISCHE ZEIT IST RELATIV
Einsteins Relativitätstheorie (1905) hat vorausgesagt, dass Uhren, die sich relativ zu uns rasch bewegen, langsamer zu gehen scheinen. Seither wird dies in Physiklaboratorien täglich tausendfach bestätigt. Die Schwingung eines bewegten Objekts scheint uns verlangsamt, obgleich sie doch in ihrem eigenen Referenzsystem auf ihre immer gleiche eigene Frequenz präzis abgestimmt bleibt.  Ein besonders extremes Beispiel:  Vom äussersten Rand des sichtbaren Universums, aus einer Distanz von etwa 15 Milliarden Lichtjahren, erreichen uns Licht-schwingungen eines dreitausend Grad heissen glühenden Gases, das uns gleichförmig und lückenlos rund umgibt und das wegen der allgemeinen Expansion des Kosmos mit beinahe Lichtgeschwindigkeit von uns wegrast. Dieses kosmische Urlicht war während etwa 15 Milliarden Jahren unterwegs. Es zeigt uns den damaligen heissen Urzustand des Kosmos. Aber dieses Licht zeigt sich uns mit einer 'relativistisch' verlangsamten Frequenz, die der schwachen Strahlung eines tausendmal kühleren Körpers bei nur drei Grad über dem absoluten Temperatur-Nullpunkt entspricht. Tausendfach verlangsamte Lichtschwingungen sind Mikrowellenstrahlung. Ohne die kosmische Expansion und ohne die zugehörige relativistische Frequenzverschiebung dieses kosmischen Urlichts ins harmlose Mikrowellengebiet wäre der Himmel, auch nachts, rundherum so hell wie zehntausend Sonnen.

GLEICHZEITIGKEIT IST RELATIV
Zwei aus unserer Sicht gleichzeitige Ereignisse sind für relativ zu uns bewegte Beobachter ungleichzeitig. Und zwei aus unserer Sicht zeitlich getrennte Ereignisse können sich einem relativ zu uns bewegten Beobachter in umgekehrter zeitlicher Reihenfolge zeigen: er mag das für uns spätere Ereignis vor dem für uns früheren sehen. Es gibt keine absolute Reihenfolge von Vergangenheit zu Gegenwart zu Zukunft. Was wir als zeitliche Folge von zuerst Ursache, dann Wirkung erleben, kann von einem rasch bewegten Beobachter in umgekehrter zeitlicher Reihenfolge gesehen werden: Für ihn geht die 'Wirkung' der 'Ursache' voraus; Unsere Zeit läuft für ihn rückwärts.

 
SCHLUSSFOLGERUNG AUS DER RELATIVITÄTSTHEORIE
Die objektive Welt ist einfach da; sie ereignet sich nicht. Nur dem Blick meines Bewusstseins, welches der Lebenslinie [Weltlinie] meines Leibes entlang hochkriecht, tritt ein Schnitt dieser Welt ins Leben als ein flüchtiges Bild im Raum, das sich kontinuierlich wandelt in der Zeit.
HERMANN WEYL, Philosophy of Mathematics and Natural Science
(Princeton University Press 1949)
Wird etwa das Universum auf irgend seltsame Weise durch die Teilnahme der Beteiligten "ins Sein hervorgebracht"? Unter dieser Betrachtungsweise ist das Entscheidende der Akt der Teilnahme. "Partizipation" ist das unbestreitbare neue Konzept der Quantenphysik. Es räumt auf mit dem Begriff des "Beobachters" in der klassischen Theorie, nämlich dem Mann, der sicher hinter einer dicken Glasswand steht und beobachtet, was geschieht ohne teilzunehmen. Dies geht nicht, sagt die Quantenphysik. Selbst mit dem geringen Elektron muss man erst teilnehmen bevor man seinem Ort und seiner Geschwindigkeit überhaupt einen Sinn zuordnen kann. Stellt dieses solid untermauerte Resultat die winzige Spitze eines immensen Eisbergs dar? Ist auch der Sinn des Universums bedingt durch "Partizipation"?
Charles W. Misner, Kip S. Thorne, John Archibald Wheeler
in: Gravitation (Freeman N.Y. 1973, 20th printing 1997)


PHYSIKALISCHE WIRKLICHKEIT IST EINGEBETTET IN RAUM- UND ZEITÜBERGREIFENDE GANZHEIT
Direkte Erfahrungen inneren und äusseren Einsseins in ganzheitlichen Bewusstseins-zuständen finden in der ganzheitlichen Natur der physikalischen Wirklichkeit eine Parallele. Die Eigenschaften von Molekülen sowie von Lichtwellen demonstrieren, dass die physikalische Wirklichkeit eine Ganzheit ist und nicht aus Teilen besteht. Chris Clarke hat Experimente, welche diese Eigenschaft beweisen, erläutert: Siehe  Reality through the Looking-Glass  (Floris, Edinburgh 1996) und sein Beitrag im neuen Scientific-and-Medical-Network-Buch Wider Horizons. Es ist, wie wenn über weite Distanzen getrennte Objekte ohne Zeitverzögerung ein gemeinsames Wissen ihres Verhaltens hätten, bevor physikalische Signale Zeit hätten, sie gegenseitig über sich informieren zu können.

INTERPRETATIONEN
Physiker gehen mit dem genannten Phänomen um, indem sie individuellen Objekten keine unabhängige Realität zuschreiben sondern sie als Teile einer ungebrochenen Ganzheit behandeln. Es ist, als ob scheinbar getrennte Teile durch ein zeitloses gemeinsames 'Wissen' gelenkt wären, welches keiner Übertragung von Ort zu Ort noch von Ereignis zu Ereignis mittels physikalischer Signale bedarf. Die Teile 'wissen gleichzeitig voneinander' an weit getrennten Orten.
Eine mögliche alternative Interpretation stützt sich auf die wenig beliebte Akzeptanz von physikalischen Signalen, welche zeitlich rückwärts laufen.

SELBSTVERSTÄNDLICH IST DIE ZUKUNFT OFFEN .....
ABER DASSELBE GILT FÜR DIE VERGANGENHEIT !
Die meisten Leute billigen zwar der Zukunft zu, dass sie offen sei, halten aber die Vergangen-heit für fixiert und für weder durch gegenwärtige noch zukünftige Handlung oder Gedanken veränderbar. Nun zeigen aber verschiedene Erfahrungen, Experimente und Beobachtungen, dass auch die Vergangenheit nicht vollständig fixiert ist.
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind nicht sauber voneinander getrennt sondern eng miteinander verflochten. Erst bewusste Kenntnisnahme veranlasst die Wirklichkeit, eine definitive Erscheinungsweise aus verschiedenen möglichen solchen auszuwählen. So kann z.B. was wir denken  -  und wir sind frei zu wählen was wir denken  -  den Ablauf von Ereignissen ändern, die eigentlich von der Vergangenheit her als vorbestimmt geglaubt werden. Schlussfolgerung: Unterschätze nie die Ort- und Zeitlosigkeit sowie die potentielle Wirkkraft Deines Denkens.

IM ANFANG: ZEITLOSIGKEIT.  -   VOR DEM ANFANG?  FALSCHE FRAGE !
Im Anfang war die Einheit, in welche die Vielfalt von Bewusstsein, Kraft, Energie, Raum und Zeit ununterscheidbar eingefaltet war.
Die Einheit war "im Anfang und nicht im Anfang: denn es gab keine Zeit  -  es war in Ewigkeit, in der All-Gegenwart"
     (Herbert Pietschmann: Die Welt die wir uns schaffen / Eine Vision, Wien 1984)

Jede Frage nach einem zeitlichen 'Vorher' oder einem räumlichen 'Jenseits' ist ohne Sinn und Inhalt. Im Anfang ist weder Raum noch Zeit, sondern Einheit  -  Nichts ausser der Einheit, in welche die unendlich reiche Vielfalt unseres ganzen, immensen Universums eingefaltet ist. Ziel der wissenschaftlichen Kosmologie und Kosmogonie ist es, diese Idee mit mathematisch-physikalisch sinnvollem Inhalt auszufüllen: Ein Projekt, das noch nicht am Ende ist, das aber der Forschung eine vernünftige Richtung vorgibt.

WIE WIRD DAS ENDE SEIN ?
'Anfang' und 'Ende' sind Konzepte entsprechend den Denkinhalten unseres zeitbefangenen Bewusstseins.
'Zeit ist eine Dimension der Seele, nicht der Aussenwelt'
(Augustinus, Confessiones, 11. Buch)

Die Jünger sagten zu Jesus: Sage uns, wie unser Ende sein wird. Jesus sagte: Habt ihr denn schon den Anfang entdeckt, dass ihr nach dem Ende fragt? Denn dort, wo der Anfang ist, dort wird auch das Ende sein. Selig ist, wer am Anfang stehen wird, und er wird das Ende erkennen und den Tod nicht kosten'
(Evangelium nach Thomas, Logion 18. Brill, Leiden 1959)

Wer im Bewusstsein der All-Gegenwart lebt, hat Teil an der Ewigkeit und weiss um den zeitlosen Kern seines wahren Seins.

'Die ZEIT ist ZU LANGSAM für jene, die warten,
'ZU RASCH für jene, die fürchten,
'ZU LANGE für jene, die grämen,
'ZU KURZ für jene, die jubilieren;
'ABER ZEIT IST EWIGKEIT FÜR JENE, DIE LIEBEN.'
(Henry van Dyke)


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